Nahost

Moskau holt über 100 russische Kinder aus Flüchtlingslager in Nordostsyrien zurück

Moskau will eine große Gruppe russischer Kinder aus einem Flüchtlingslager in al-Hasaka nach Russland zurückholen. Das Gebiet im Nordosten Syriens steht unter der Kontrolle der sogenannten kurdischen Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) und US-Besatzer.
Moskau holt über 100 russische Kinder aus Flüchtlingslager in Nordostsyrien zurückQuelle: AFP © Delil Souleiman

Russland plant, 106 russische Kinder, die sich noch im Flüchtlingslager al-Haul im Nordosten Syriens aufhalten, zurückzuholen. Das sagte der Ständige Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen, Wassili Nebensja, am Dienstag. Das Flüchtlingslager in der Provinzal-Hasaka ist faktisch ein provisorisches Gefängnis, das von den sogenannten kurdischen Demokratischen Kräften Syriens (SDF) als dortiger Partner der USA betrieben wird. Die syrische Regierung hat keinen Zugang zum Lager al-Haul, in dem es immer wieder zu Gewaltvorfällen kommt.

"Die in al-Haul verbliebenen Kinder werden bald in die Heimat zurückkehren. Es sind 106 Kinder. Angesichts der sich verschlechternden Sicherheitslage im Lager rufen wir die Kollegen auf, unserem Beispiel zu folgen", sagte Nebensja und fügte hinzu, dass russische Kinder bereits im Juli aus dem Lager Roj herausgeholt worden seien.

Anfang dieses Jahres führten kurdische Milizen (YPG) und die inneren Sicherheitskräfte (Asayish) eine Reihe von Razzien im Lager al-Haul durch, um IS-Aktivisten festzunehmen, die unter Verdacht standen, eine Reihe von Morden und Entführungen im Lager angeordnet zu haben. 

Ein nicht weniger beunruhigendes Problem sind zudem die rund 65.000 Frauen und Kinder, die im Flüchtlingslager al-Haul festgehalten werden. Die humanitären Bedingungen in al-Haul sind katastrophal. Russland und die syrische Regierung zeigten sich bereits besorgt über die Radikalisierung der dort ansässigen Gefangenen.

Die US-geführte Anti-ISIS-Koalition bot in den letzten Jahren finanzielle Unterstützung an, um die Sicherheit der Gefängnisse zu erhöhen. Großbritannien soll das Vorhaben finanziert haben. Es gab Berichte über Ausschreitungen und Gefängnisausbrüche in den Gefängnislagern in al-Hasaka. Die SDF fordern seit Langem von westlichen Staaten, deren Bürger, einschließlich ISIS-Mitglieder und Kinder, zurückzuholen. Die USA versuchten unter anderem, die europäischen Verbündeten dazu zu drängen, diese Kämpfer vor deren eigenen Gerichten juristisch zur Verantwortung zu ziehen. Großbritannien entzog den britischen ISIS-Kämpfern allerdings die Staatsbürgerschaft.

Die russische Entscheidung über die Rückführung von russischen Kindern erfolgt inmitten einer Einschätzung in Moskau, wonach sich eine verschlechternde Sicherheitslage in Ostsyrien abzeichnet. Dieser Schritt könnte einen Versuch Irans oder der Türkei voraussetzen, die USA aus Ostsyrien zu verdrängen, insbesondere nachdem die USA Afghanistan im Chaos verlassen und die Partnertruppen dort im Stich gelassen hatten, kommentiert die israelische Zeitung JPost.

"Russland weiß vielleicht etwas, was der Westen nicht weiß. Dies könnte der Beginn einer neuen Runde des Chaos in Ostsyrien oder eine koordinierte Entscheidung Russlands, Irans und der Türkei sein, die USA aus Ostsyrien zu verdrängen, nachdem die USA Afghanistan verlassen haben."

Es ist nicht klar, wie die russischen Kinder ins Lager gelangt sind. Einige Russen schlossen sich dem IS im Zuge des von außen aufgeputschten Konflikts in Syrien an, insbesondere Russen aus Tschetschenien und anderen Regionen im Süden Russlands.

Russland unternimmt seit Sommer 2017 Anstrengungen, um russische Minderjährige im Irak und in Syrien zu identifizieren und zu evakuieren. Bis zu 341 Kinder wurden Berichten zufolge in diesem Zeitraum aus dem Irak und Syrien nach Hause zurückgeholt.

Die USA unterstützen faktisch – unter dem Vorwand der Bekämpfung des IS – kurdische Separatisten in Nordostsyrien. Die provisorischen Gefängnisse und Flüchtlingslager in diesen Gebieten, in denen Tausende Islamisten, aber auch Frauen und Kinder unter katastrophalen Bedingungen festgehalten werden, machen deutlich, dass das US-Militär und dessen Verbündete genauso wie in Afghanistan nicht Herr der Lage geworden sind.

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