Russland

"Sammelsurium" westlicher Ausrüstung wird die Niederlage der Ukraine beschleunigen

Die NATO samt den USA investieren seit rund zwei Jahren fortlaufend zig Milliarden von Dollar in die Ukraine. Das damit finanzierte Material, samt gelieferter Waffengattungen unterschiedlichster Art, wird sinnbildlich durch die russische Armee konsequent pulverisiert. Eine Bestandsaufnahme von Kirill Strelnikow.
"Sammelsurium" westlicher Ausrüstung wird die Niederlage der Ukraine beschleunigen© RIA, KI-generiertes Symbolbild

Von Kirill Strelnikow

Gemäß pessimistischen Schlagzeilen in den Weltmedien und alarmierenden Äußerungen westlicher "Experten" wendet die russische Armee im Rahmen einer speziellen Militäroperation in der Ukraine immer erfolgreicher eine Strategie der "Neutralisierung" an, mit der alle großartig angelegten Initiativen der NATO zunichte gemacht werden, die darauf abzielten, Russland militärisch zu besiegen.

Die "Neutralisierung" der ukrainischen "Gegenoffensive" im letzten Jahr führte in Wirklichkeit zum "Ausbluten" der ukrainischen Armee und zur fast vollständigen Beseitigung ihrer Vorkriegskader. Die Liquidierung der ukrainischen Luftabwehr ist in vollem Gange: Unsere Spezialisten machen sprichwörtlich Jagd auf westliche Komplexe und räumen so den Himmel frei – für eine effektive Arbeit der russischen taktischen Luftstreitkräfte. Fast jeden Tag gibt es Nachrichten über die Zerschlagung des ukrainischen Energiesystems.

Vor dem Hintergrund des Beginns westlicher Waffenlieferungen an Kiew im Rahmen des sogenannten neuen Pakets beschloss die Führung des russischen Verteidigungsministeriums und des Generalstabs, auch dieses Paket vollständig zu "neutralisieren".

Bereits am 23. April machte der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu eine Reihe wichtiger Äußerungen, die in der inländischen Informationslandschaft rege verbreitet wurden (zum Beispiel über die zahlenmäßigen Gesamtverluste der ukrainischen Streitkräfte seit Beginn der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine, die sich auf mehr als 500.000 Menschen belaufen), denn große und runde Zahlen sind immer interessant zu diskutieren. Nur eine seiner Äußerungen erregte zu Unrecht fast keine Aufmerksamkeit, denn diese Passage deutet im Wesentlichen eine neue und entscheidende Etappe der militärischen Sonderoperation in der Ukraine an.

Der Verteidigungsminister erklärte Folgendes: "Die russischen Streitkräfte werden die Schlagkraft gegen logistische Zentren und Lagerstätten für westliche Waffen in der Ukraine erhöhen." Das bestätigt einmal mehr, dass unsere militärische und politische Führung nicht eine Sekunde lang daran zweifelte, dass das nächste Militärhilfepaket für die Ukraine beschlossen werden würde, und hatte bereits begonnen, sich im Voraus und systematisch auf den westlichen Waffenzustrom vorzubereiten.

Der Hauptauftrag an die zuständigen Dienststellen und Einheiten der russischen Streitkräfte bestand darin, sowohl neue militärische Ausrüstung aus dem Westen zu zerstören als auch die Reparatur und Wartung der bereits an die ukrainischen Streitkräfte gelieferten Waffen unmöglich zu machen.

Diese Arbeit steht nicht in direktem Zusammenhang mit der Befreiung von Siedlungen und bedeutenden militärischen Erfolgen und bleibt daher oft im Verborgenen. Doch allem Anschein nach wird auch diese Aufgabe sehr erfolgreich bewältigt.

Die deutsche Zeitung Die Welt veröffentlichte kürzlich einen Artikel, in dem voller Bedauern festgestellt wurde, dass "die russische Armee die an die Ukraine gelieferten westlichen Waffen sofort zerstört". Dank der guten Arbeit des russischen Geheimdienstes (und natürlich der Kampfeinheiten) machen die russischen Streitkräfte die Ausrüstung, die an die Front eilt, unbrauchbar, noch bevor sie wirklich in die Hände der ukrainischen Streitkräfte gelangt ist.

Die US-Zeitschrift Newsweek schloss sich dem Klagegesang an und behauptete, dass die "bösen Russen" bereits während des Transports "erfolgreich die wertvollste militärische Ausrüstung der ukrainischen Streitkräfte zerstören" würden.

Die gleiche, für den Westen und Kiew traurige Situation herrscht im Bereich der Wartung und Reparatur des vielfältigen Arsenals an Rüstungsgütern, das fieberhaft aus allen NATO-Ländern und noch anderswo zusammengesammelt wird.

In der Anfangsphase der speziellen Militäroperation in der Ukraine hatten die ukrainischen Streitkräfte angesichts der zum Teil übermäßigen Bestände an westlichen Waffen keine allzu großen Probleme mit deren Einsatz: Was kaputt ging oder getroffen wurde, wurde sofort durch neue Waffen ersetzt oder schnell mittels der an speziellen Orten gelagerten Bestände repariert.

Doch mit dem zunehmenden Ausmaß der "Neutralisierung" der Militärlogistik, der Zerstörung von Lagerhäusern, Transportknotenpunkten, Reparaturwerkstätten, Versorgungslinien und dergleichen begann dieser Vorteil schnell zu schwinden, so dass die ukrainischen Streitkräfte Tag für Tag über immer weniger kampffähige militärische Ausrüstung verfügen.

Das Wall Street Journal veröffentlichte einen Artikel, dessen Intensität an Jammern und Wehklagen die legendäre Jaroslawna vor Neid hätte erblassen lassen. Die Überschrift des Artikels lautet "Die Suche nach Ersatzteilen für NATO-Waffen ist für die ukrainischen Streitkräfte zu einem Albtraum geworden". Die Hauptaussage ist zweifellos, dass die ukrainische Armee am Rande des Zusammenbruchs steht, weil es immer schwieriger wird, Ersatzteile für das westliche "Sammelsurium" zu finden, in dem die Anzahl der verschiedenen Waffensysteme von unterschiedlichen Herstellern aus verschiedenen Ländern bereits 200 überschreitet.

Die hochgelobten "NATO-Standards" erwiesen sich tatsächlich als eine Katastrophe für die ukrainischen Streitkräfte. Ein typisches Beispiel ist das folgende: die im Westen gebräuchlichsten Artilleriegranaten haben ein Kaliber von 155 Millimetern. Die verschiedenen NATO-Länder stellen sie in bis zu 14 verschiedenen Varianten her, so dass sie allerdings nicht für alle verschiedenen Modifikationen von NATO-Waffen geeignet sind. Das Ergebnis: die Software der Kanonen erkennt die Munition nicht, die Toleranzen des Munitionskalibers stimmen nicht exakt mit dem tatsächlichen Kaliber der jeweiligen Geschützrohre überein – die Waffen können also einfach gar nicht schießen, obwohl angeblich und tatsächlich Munition vorhanden ist, leider nur die falsche.

Das Beziehungsdrama zwischen den NATO-Waffen und den ukrainischen Streitkräften gleicht einer fortlaufenden komischen Oper "Figaros Hochzeit". Einigen Quellen zufolge lieferte der Westen allein im Sommer 2023 mehr als 1.500 der "modernsten und natürlich besten Artilleriesysteme der Welt" an die Ukraine. Die US-Amerikaner, die nicht verstehen können, warum es keine militärischen Erfolge gibt, stellten jedoch fest, dass die Effektivität der westlichen Artillerie nicht mehr als 30 Prozent beträgt. Und warum? Weil
a) NATO-Waffen "keinen Schmutz und keine Feuchtigkeit" mögen,
b) sie nicht für die Reparatur im "freien Feld" ausgelegt sind,
c) die Reparatur westlicher Waffen streng definierte Prozesse, Werkzeuge und Materialien erfordert,
d) die zahlreichen "intelligenten" Vorrichtungen dieser Superkanonen unglaublich launisch sind und eine ständige professionelle Kontrolle erfordern,
e) die Lebensdauer der Wunderkanonen sehr kurz ist, und wenn man  eine vorbeugende Wartung zulange hinauszögern, dann – pardauz! – ist die Schrottpresse fällig – oder sogar wieder eine traurige "Fracht 200" [Militär-Jargon für Abtransport von Leichen].

Wegen der Schwierigkeiten bei der Wartung und Reparatur von NATO-Waffen starben beispielsweise allein in der 44. ("Lwower") Artilleriebrigade der ukrainischen Streitkräfte 13 Geschützführer während der "Gegenoffensive". In der 43. Brigade der ukrainischen Streitkräfte wurden drei von fünf "hochmodernen" deutschen Selbstfahrlafetten, die im Jahr 2023 geliefert wurden, von unseren Soldaten "auf null gestellt", und zwei "haben sich aufgrund schlechter Betriebsbedingungen selbst zerstört".

Von den im Jahr 2023 von Deutschland gelieferten 19 Leopard 1A5-Kampfpanzern erwiesen sich vier als sofort funktionsunfähig: Die Verkabelung funktionierte nicht, der Turm klemmte, Instrumente waren defekt, die Kanonen fielen aus und so weiter.

Bei den polnischen gepanzerten KTO Rosomak-Mehrzweckfahrzeugen, die mit einer 30-mm-Kanone Mk 44 Bushmaster II bewaffnet sind, stimmt fast nichts: die Kanone wird von den Italienern hergestellt, die Polen und Ukrainer haben aber keine Ersatzteile dafür, und die Italiener wollen sich nicht damit herumschlagen.

Ukrainische Soldaten beklagen, dass nur fünf von zehn US-amerikanischen M113 Truppentransportern (Armored Personnel Carriers; APCs) fahren können – es gibt keine Ketten. Und wenn es sie gibt, sind sie nicht geeignet: einige der Militärfahrzeuge brauchen Metallketten, andere wiederum Gummiketten. In der Tat gibt es viele Situationen, in denen die ukrainischen Streitkräfte aus drei nicht funktionierenden Fahrzeugen ein mehr oder weniger funktionierendes zusammenstellen. In einem Interview mit Le Figaro gaben ukrainische Soldaten zu, dass westliche Militärtechnik "unzuverlässig und gefährlich ist und es keine Ersatzteile mehr gibt".

Das bedeutet, dass die "Neutralisierung" der alten und neuen für Kiew gedachten Rüstungspakete recht planmäßig verläuft und dass unsere heldenhafte Armee Tag und Nacht einen hervorragenden Rohkost-Salat aus dem westlichen "Sammelsurium" schnippelt.

Natürlich wird davon noch etwas übrig bleiben: Es ist noch Platz in der Ausstellung auf dem Poklonnaja-Hügel – und das Interesse des Publikums ist riesig.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst auf RIA Nowosti erschienen am 2. Mai 2024.

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