Meinung

Bild-Vize entdeckt den Krieg

Bild-Vize Ronzheimer geht in Kiew in Deckung. Er möchte live berichten. Dann schlagen Kamikaze-Drohnen ein. Die Bild schreibt von perfiden russischen Angriffen. Wichtiger ist, was Bild und Ronzheimer nicht berichten. Als Teil der deutschen Propaganda-Maschine dürfen sie auch gar nicht.
Bild-Vize entdeckt den Krieg© Michael Kappeler

von Gert Ewen Ungar

Paul Ronzheimer berichtet für die Bild aus Kiew. Aktuell veröffentlichte er einen Videobeitrag, in dem er seine Zuschauer Augenzeugen eines Drohnenangriffs auf die ukrainische Hauptstadt werden lässt. Ronzheimer flüchtet in eine Toreinfahrt und sucht dort Schutz. Als er zurück auf die Straße will, schlägt die nächste Drohne ein. Ronzheimer gibt sich betroffen. Alltag in Kiew, Alltag für die Menschen in der Ukraine. Für einige allerdings schon etwas länger als erst seit Februar 2022, vergisst Ronzheimer zu erwähnen.

Auch die Vorgeschichte, wie es zu den Drohnenangriffen kam, erzählt Ronzheimer nicht. Das darf er auch gar nicht, denn er arbeitet für ein deutsches Medium, das fest in die strategische Kommunikation der Bundesregierung eingegliedert ist. Die Bild ist wie alle anderen großen deutschen Medien im Hinblick auf das Russland-Narrativ gleichgeschaltet. Ronzheimer macht Propaganda. Es fehlt daher jede Differenzierung, der Blick ist einseitig, seine Geschichten sind verkürzt. Dennoch ist es ihm gelungen, ein eindrucksvolles Dokument des Krieges in der Ukraine einzufangen.

Kiew und mit ihm viele andere Städte in der Westukraine werden seit einigen Tagen bombardiert. Das Ziel ist offenkundig, die Energieinfrastruktur in der Ukraine dauerhaft unbrauchbar zu machen. Der Nachschub an Ausrüstung und Soldaten soll erschwert werden. Der Transport erfolgt bisher per Zug. Ohne Strom kein Krieg.

Gleichzeitig ist das Bombardement die Antwort Russlands auf den Anschlag der Ukraine auf die Krim-Brücke. Dieser Anschlag war ein Terrorakt. Der Terrorakt eines Terrorstaates, dem auf dem Schlachtfeld die Möglichkeiten ausgehen. Also zieht er sich auf Guerilla- und Terrortaktiken zurück. Mit Unterstützung und unter Anleitung der NATO übrigens. Die Ukraine hat keine Chance, diesen Krieg militärisch für sich entscheiden zu können. Also bleibt Terror. Anschläge auf Einrichtungen, auf Personen, auf Infrastruktur. Das macht das Kiewer Regime im Donbass nicht beliebter, aber das spielt eh keine Rolle mehr. Es geht nur noch darum, möglichst viel verbrannte Erde zu hinterlassen. Ronzheimer darf das natürlich nicht schreiben. Auch wenn es stimmt. Oder besser: Gerade weil es stimmt, darf er es nicht schreiben. 

Russland hat angekündigt, für jeden weiteren Terrorakt weitere Infrastruktur zu zerstören. Wenn dieser Krieg zu Ende ist, wird von der Ukraine lediglich ein kaum überlebensfähiger Rumpfstaat übrig bleiben, der dauerhaft auf finanzielle Hilfe seiner westlichen Partner angewiesen ist, um überhaupt existieren zu können. Ein zweites Kosovo eben. Die EU hat's ja. 

Etwas anders sieht es in den in Russland eingegliederten Gebieten aus. Der Wiederaufbau in Mariupol läuft auf Hochtouren. Häuser werden gebaut, Kindergärten, Kliniken und Schulen. Darüber darf Ronzheimer natürlich auch nicht schreiben. Wegen Narrativ und so. 

Schreiben darf er auch nicht, dass das, was er an diesem Tag erlebt hat, die Menschen in Donezk seit acht Jahren erleben. Tägliche Bombardements, inzwischen vor allem mit Waffen, die der Westen geliefert hat. Die von der Ukraine zur US-Wunderwaffe hochstilisierte HIMARS wird von der Ukraine gegen Zivilisten eingesetzt. 

Dass man sich von einem Land abspalten möchte, das einen mit vom Westen gelieferten Waffen beschießt – vielleicht ist es Ronzheimer heute ein bisschen verständlicher geworden. Schreiben darf er es eh nicht. Die Referenden bleiben für Ronzheimer und die Bild natürlich illegal. 

Apropos Zivilisten: Trotz all des Beschusses in den letzten Tagen sind die Meldungen über zivile Opfer gering. Russland zerstört Infrastruktur, zu Beginn der Spezialoperation nur militärische, nach dem Terrorakt auf die Brücke von Kertsch nun auch Infrastruktur, die der zivilen Versorgung dient. Anders sah das übrigens bei den Überfällen der USA auf den Irak, auf Afghanistan oder bei der Bombardierung von Belgrad aus. Der Westen ist da weniger zimperlich, was den Schutz der Zivilbevölkerung angeht. Aber Ronzheimer darf das natürlich nicht schreiben. Er ist da vertraglich gebunden und in seinen Äußerungen nicht frei. Auf die Russen darf er natürlich draufhauen, was das Zeug hält. Das soll er auch, denn die Bild ist gleichgeschaltet und Teil der medialen Heimatfront. 

Man hätte übrigens all das, was der Bild-Vize hier erlebt, auch verhindern können, wenn Deutschland seinen Verpflichtungen aus der Minsker Vereinbarung nachgekommen wäre und Kiew zur Umsetzung gedrängt hätte. Dann gäbe es jetzt eine föderale Ukraine mit einem Donbass, der Teil des Territoriums der Ukraine wäre. Doch statt zur Umsetzung zu drängen, hat man Zeit verstreichen lassen, die Ukraine mit Waffen vollgepumpt und den Krieg vorbereitet. An diesem Krieg trägt Deutschland nämlich eine gehörige Mitschuld. Als Journalist würde Ronzheimer darüber schreiben. Er ist allerdings keiner, er darf es auch gar nicht. 

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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.