Meinung

Aufregung um serbischen Kauf von russischen Hubschraubern ­– aber warum eigentlich?

Dass Serbien kürzlich 11 Exemplare des russischen Hubschraubers vom Typ Mil Mi-35 angeschafft hat, sorgte sofort für Kritik und "Verschwörungstheorien". Doch was ist wirklich dran an den Vorwürfen gegenüber Belgrad?
Aufregung um serbischen Kauf von russischen Hubschraubern ­– aber warum eigentlich?Quelle: AFP © Michail Klimentjew/RIA NOVOSTI/AFP

Von Marinko Učur

Hinter den Kulissen der aktuellen Konflikte in der Ukraine, des israelischen Krieges gegen die Hamas und der Spannungen in vielen Regionen erregt jeder Erwerb von Waffen und militärischer Ausrüstung auf dem internationalen Markt große Aufmerksamkeit. Ein besonderer Anlass zur "Besorgnis" besteht dann, wenn bei solchen Transaktionen Russland oder eines jener Länder erwähnt wird, die antirussische Sanktionen nicht unterstützen, wie etwa Serbien.

Solche Informationen werden dann durch ein besonderes Prisma betrachtet, unabhängig davon, ob es sich dabei um eine normale Kommunikation zwischen souveränen Staaten handelt.

Die kürzliche Anschaffung von 11 Exemplaren russischer Hubschrauber vom Typ Mil Mi-35, nicht direkt aus der Russischen Föderation, sondern aus Zypern, einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union, erregte sofort besondere Aufmerksamkeit und sogar Misstrauen. Die "Verschwörungstheorie" wurde sofort ins Leben gerufen: Wurde gegen die antirussischen Sanktionen verstoßen und wie kam es dazu, dass ein EU-Mitglied militärische Ausrüstung an ein Land verkauft, das vermeidet, Sanktionen zu verhängen?

Wer die Dinge nüchtern und realistisch betrachtet, ist sich bewusst, dass es sich bei diesem Kauf und Verkauf um eine bilaterale Vereinbarung zwischen Zypern und Serbien handelt und dass er keinen Grund zum Alarm gibt. Fachmedien, die sich mit militärischen Themen befassen, gaben bekannt, dass Zypern nach dem Verkauf des gebrauchten Mi-35P an Serbien seinen Bedarf an Kampfhubschraubern durch die Anschaffung des Airbus H145M decken wird.

Dies scheint ein für beide Seiten interessantes Geschäft zu sein, da Zypern nicht in der Lage ist, Ersatzteile für diese Hubschrauber zu liefern, da sich das Land als EU-Mitglied den antirussischen Sanktionen angeschlossen hat. Andererseits hat Serbien seinen Bedarf an diesen Luftfahrzeugen gedeckt und das serbische Geschwader verfügt nun über insgesamt 15 Mi-35-Hubschrauber. Die USA minimierten sofort die Bedeutung dieses Geschäfts und erklärten, es handele sich um veraltete Hubschrauber, deren Nutzungsdauer im Jahr 2026 abläuft.

Chronisten, die den Verlauf der Beschaffung militärischer Ausrüstung verfolgen, haben berichtet, dass Serbien unmittelbar vor Beginn der russischen Sondermilitäroperation in der Ukraine legal vier dieser Flugzeuge von Russland erworben hat, mit der Absicht, seine Flotte zu erneuern. Inzwischen haben westliche Sanktionen die Regierung in Belgrad daran gehindert, eine neue Serie von Flugzeugen zu kaufen, die im Westen als "fliegende Panzer" bezeichnet werden.

In ihrer Klasse gehören sie zu den besten Kampfhubschraubern der Welt für Kampfeinsätze bei allen Witterungsbedingungen. In den Ländern der Region wurde die Nachricht über die Anschaffung dieser Ausrüstung mit Argwohn aufgenommen, obwohl Präsident Aleksandar Vučić bereits im vergangenen Jahr ankündigte, dass Serbien diese Luftfahrzeuge von Zypern übernehmen würde.

Andererseits ist Serbien ein wichtiges Balkanland, das nicht tatenlos zusehen kann, umgeben von NATO-Mitgliedern, in einer Lage, in der seine territoriale Integrität bedroht ist und ein Teil seines Territoriums in Kosovo und Metochien gestohlen wird. Belgrad ist sich der Tatsache bewusst, dass auch Kroatien kürzlich seine Flotte mit vier amerikanischen Hubschaubern Black Hawk erneuert hat.

Übrigens ist bekannt, dass Kroatien alle seine in Russland hergestellten Mi-8-Hubschrauber als Spende und auf Überredung des Westens an die Ukraine übergeben hat, mit dem Versprechen, dass die USA und die NATO dabei helfen würden, es mit westlichen Hubschraubermodellen auszustatten. Angeblich wurden zwei amerikanische Black Hawks an Kroatien gespendet, und Kroatien wird definitiv für den Rest aufkommen müssen, indem es NATO-Standards in seine Ausrüstung einführt.

Noch interessanter an dieser internationalen Handelsvereinbarung ist, dass die Hubschrauber vom Flughafen Paphos mit ukrainischen An-124-Flugzeugen der Firma Antonov Airlines transportiert wurden. Das war seltsam, aber nur für Uneingeweihte. Die anderen, die den Waffenfluss und die Umsetzung der Sanktionen verfolgen, stellten fest, dass vom 19. bis 21. November drei Flüge eines ukrainischen Schwertransport-Flugzeugs auf der Strecke Zypern –Militärflughafen Batajnica in der Nähe von Belgrad registriert wurden.

Sehr bald gaben die serbischen Behörden bekannt, dass es sich um die genannten Hubschrauber und nicht um eine Geheimoperation handelte. Präsident Vučić prahlte sogar damit, dass Serbien es schafft, sich in Zeiten allgemeiner Bedrohung des Weltfriedens militärisch zu stärken und dass es sich im Gegensatz zu einer früheren Zeit der Isolation und Sanktionen nun zu einem respektablen Faktor für Frieden und Stabilität auf dem Balkan entwickelt hat.

Der jüngste Besuch des Chefs der NATO-Allianz, Jens Stoltenberg, diente dazu, "das Terrain zu testen" und Serbiens Bereitschaft zu testen, die Zusammenarbeit mit dem Bündnis auszubauen. Dennoch wurde festgestellt, dass die NATO die Entscheidung Serbiens, als einziges Land in der Region weiterhin militärisch neutral zu bleiben, uneingeschränkt respektiert.

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