Meinung

Kiewer Regime kämpft gegen russischen Salat – und verliert

Versuche der "freien" und "demokratischen" Ukraine, das Leben ihrer Bürger bis auf solche Einzelheiten wie die Zusammensetzung des Neujahresmenüs zu regulieren, sind inzwischen Tradition. Auch das ausgehende Jahr bildet hier keine Ausnahme. Erfolge bleiben bisher allerdings aus.
Kiewer Regime kämpft gegen russischen Salat – und verliertQuelle: Sputnik © Alexandr Wilf

Von Marina Achmedowa

Im Vorfeld des Neujahrs hat in der Ukraine die mittlerweile traditionelle Kampagne gegen den Oliviersalat begonnen. Auch in den Jahren zuvor forderten ukrainische Aktivisten, Olivier, Hering im Pelzmantel und Sülze aus dem Neujahresmenü auszuschließen oder Menschen, die diese Gerichte kaufen, zumindest zusätzlich zu besteuern. Zahlreiche Werbebanner in sozialen Netzwerken riefen Ukrainer auf, zur europäischen Küche überzugehen. In diesem Jahr änderte sich daran nichts, doch zusätzlich erschien eine Petition an das ukrainische Kulturministerium, "unpatriotische" Salate zu verbieten, weil sie angeblich sogar noch mehr Schaden anrichten würden als die Korruption.

Vor drei Jahren wurde den Ukrainern vorgeschlagen, auf Olivier zu Gunsten eines "Siegessalats" zu verzichten. Freilich wurde dessen Rezept nie erfunden, und die Ukrainer essen zum Neujahr weiterhin Olivier. Doch nach Meinung der Autoren der Anti-Salat-Petition zersetze dieser den Patriotismus und störe den einfachen Ukrainer daran, den Sowjetmenschen in sich zu beseitigen und sich endgültig in einen Europäer zu verwandeln. Dabei wurde der Maidan doch gerade deswegen veranstaltet!

Ein echter Europäer wartet eben nicht auf Väterchen Frost, schaut nicht "Ironie des Schicksals" und isst keinen Salat Olivier, um damit keine für den ukrainischen Patriotismus gefährliche Narrative über gemeinsame russisch-ukrainische Geschichte, Völkerfreundschaft, Orthodoxie und sowohl in Russland als auch in der Ukraine als Muttersprache gesprochenes Russisch in seinen Körper aufzunehmen. All diese Assoziationen sickern über Erbsen, Kartoffeln, Wurst und Mayonnaise direkt in den Magen des Ukrainers durch.

Forscher der ukrainischen Identität vermuteten hinter dem zwanghaften Wunsch der Ukrainer, immer zum Ende Dezember Salat Olivier zu essen, eine posttraumatische Störung beziehungsweise das Stockholm-Syndrom. Angeblich können die Opfer der UdSSR ihr Leben im Imperium immer noch nicht aufarbeiten und essen aus Frust über ihr postkoloniales Syndrom Hering im Pelzmantel, Sülze und Salat Olivier. Am Ende jedes Jahres gibt es einen Rückfall. Und gerade dieser Wunsch, lecker zu essen, stört den Ukrainer daran, zum Europäer zu werden.

Nun stellt sich natürlich die Frage, was der Ukrainer zum Neujahr denn essen darf. Die Autoren der Petition nahmen das gastronomische Mantra "Du bist das, was du isst" wohl etwas zu ernst und meinten, dass sich der Ukrainer auf Ingwerkekse und Pute konzentrieren solle. Das werde europäisch und patriotisch sein. Nachdem er sich an Ingwerkeksen und Pute satt gegessen hatte, werde der Ukrainer am 1. Januar als echter Europäer aufwachen.

Aber sind denn Pute und Ingwerkekse jetzt patriotisch oder europäisch? Schließlich sind diese Begriffe nicht identisch. Um eine Antwort darauf zu erhalten, muss man die Propaganda des ukrainischen Regimes betrachten.

Am 15. Dezember dieses Jahres hat das ukrainische Ministerkabinett die Strategie der nationalen Identität verabschiedet. Sie richtet sich auf die Entwicklung des Patriotismus und der nationalpatriotischen Erziehung in der ukrainischen Gesellschaft aus. Einer Erziehung ohne Olivier, Sülze, russische Sprache, Orthodoxie. Ohne Menschen, die zum Neujahr keine Ingwerkekse essen wollen. Bis zum Jahr 2030 soll die Strategie die Ukrainer verwandeln – nicht etwa in Europäer, sondern in eine homogene Masse von Patrioten, für die nur kollektive Erlaubnisse und Verbote existieren, die sogar individuelle gastronomische Präferenzen nivellieren. Was soll man schon noch von politischer Diversität sagen, wenn der Staat sogar die Salatschüssel kontrolliert?

Deswegen haben die Autoren der Petition in gewisser Hinsicht recht: Ohne Olivier wird es leichter, die Menschen in eine gehorsame homogene Masse zu verwandeln.

Man mochte meinen, dass der Wandlungsprozess unumkehrbar sei. Doch am Vorabend des neuen Jahrs 2024 versammelten sich im Gebiet Schitomir Freiwillige und bereiteten aus 300 Kilogramm Kartoffeln, 1.000 Eiern und 100 Kilogramm Karotten einen Salat Olivier für die ukrainischen Truppen. Welche Strategien die Propaganda auch einsetzt, eine Mutter, eine Frau, eine Schwester weiß besser, wie man dem ukrainischen Soldaten einen Funken Neujahresstimmung schenken kann.

Wahrscheinlich wird auch Selenskij selbst ein Tellerchen "Siegessalat" zum Neujahr essen. Und dieser Siegessalat wird ein Oliviersalat sein. Die Petition hat nur lächerlich wenige Stimmen sammeln können.

Übersetzt aus dem Russischen.

Marina Achmedowa ist Schriftstellerin, Journalistin, Mitglied des Menschenrechtsrates der Russischen Föderation und seit Kurzem Chefredakteurin des Nachrichtenportals regnum.ru. Ihre Berichte über die Arbeit als Menschenrechtsaktivistin und ihre Reisen durch die Krisenregion kann man auf ihrem Telegram-Kanal nachlesen. 

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