Die Think-Thanks und das "schmutzige kleine Geheimnis" der Mainstreammedien
von Bryan MacDonald
Vor Jahrzehnten waren Think-Tanks in der Regel noch in der Politikberatung tätig. Obwohl es sich bei einigen um komfortable "Seniorenheime" für angesehene Spitzenbeamte oder Intellektuelle handelte. In der heutigen Zeit sind sie jedoch nicht mehr von Lobbyfirmen zu unterscheiden. Mit den passenden Budgets.
Auf dem russischen (und breiteren osteuropäischen) Revier wird der Einfluss von Think-Tanks immer gefährlicher und schädlicher. Und es führt zu einer Krise der journalistischen Standards, die niemand anerkennen will.
Zwei Fälle in dieser Woche zeigen die Malaise.
Zurzeit ist Ungarn in einem Streit mit der Ukraine bezüglich der Rechte der ethnischen Ungarn in diesem Land. Die Meinungsverschiedenheiten sind lokal, mit Wurzeln in der Aufteilung des Budapester Territoriums im 20. Jahrhundert, nachdem es in beiden Weltkriegen auf der Verlierer-Seite stand. Infolgedessen wurden Territorien an andere Nationen – die ehemalige Tschechoslowakei, Rumänien, Jugoslawien und die Sowjetunion – verteilt.
Zwischen Ungarn und fast allen Nachfolgestaaten, in denen sich die verlorene Diaspora befindet, herrschen in unterschiedlichem Maße Spannungen. Vor allem, da der Nationalist Viktor Orban anfing, Pässe an Landsleute auszuhändigen, die auf fremdem Boden festsitzen. Bis vor kurzem lag der Schwerpunkt auf Meinungsverschiedenheiten mit der Slowakei, aber jetzt hat sich die Aufmerksamkeit auf die Ukraine verlagert.
Damit eins klar ist: Das ist ein Chaos, das Kiew verursacht. Um die "patriotischen" Fundamentalisten zu beruhigen, begann man mit restriktiven Sprachgesetzen, was vor allem die kleine Gruppe Ungarisch-sprachiger an ihrer Westgrenze entfremdet hat. Es war vorhersehbar, dass Ungarn sich einmischen würde, um sein "Volk" zu verteidigen, und jetzt haben wir ein böses kleines Durcheinander mit Sturköpfen auf beiden Seiten.
Bei dieser Angelegenheit geht es zwar nicht um Russland, aber die westlichen Medien, die von Think-Tank-Experten angefeuert werden, schlagen immer wieder in diese Kerbe. Und hier ist ein Beispiel aus dieser Woche: Die Los Angeles Times schickte einen Korrespondenten nach Uzhgorod, einer ukrainischen Grenzstadt. Und anstatt nur vor Ort zu berichten, beschäftigt sich der Autor in einem großen Teil seines Artikels mit Russland und weist darauf hin, dass Orban mit Moskau im Gleichschritt marschiere. Für jeden, der die politischen Methoden des ungarischen Premierministers kennt, ist das lächerlich. Und es riecht nach Desinformation.
Doch, wer ist es gewohnt, diese Behauptungen zu "untermauern"? Nur ein einziger: Peter Kreko, Direktor des "Political Capital Institute", ein Budapester Think-Tank, der über Orbans Schritte besorgt ist, da es Russland dabei helfe, "die euroatlantische Integration der Ukraine zu behindern". Ist das nicht eine etwas befremdliche Sache für einen ungarischen Analysten, sich ausgerechnet darüber Sorgen zu machen? Es ist nämlich nicht so, dass die LA Times transparent wäre und Krekos Finanzierung offenlegen würde. Hier diejenigen, die das "Political Capital Institute" finanzieren:
Institute of Modern Russia (ein Spielzeug des ehemaligen 90er-Jahre-Oligarchen und Putin-Gegners Michail Chodorkowski),
National Endowment For Democracy (eine neokonservative Einrichtung der USA, die sich dem "Regimewechsel" widmet und eine pro-amerikanische Perspektive in Osteuropa fördert, deren Vorsitzender die Ukraine "den großen Preis" genannt hat),
Open Society (George Soros, der keiner Vorstellung mehr bedarf).
Und hier sind einige der "wichtigsten internationalen und nationalen professionellen Partner" des Political Capital Institute:
Atlantikrat (Propagandaflügel der NATO),
European Values (eine von Soros finanzierte Prager Lobbygruppe, die Hunderte von europäischen Persönlichkeiten als "nützliche Idioten" für ihren Auftritt bei RT beschimpfte, einschließlich Jeremy Corbyn und Stephen Fry),
German Marshall Fund of the United States (Eigentümer des berüchtigten "Hamilton 68' Dashboards", das "russische Aktivitäten" in Echtzeit auf Twitter verfolgt).
Die Agenden dürften also klar sein. Dennoch hält die LA Times ihre Leser über Krekos Zahlmeister in Unkenntnis. Was besonders interessant ist, wenn man bedenkt, dass fast immer RT als das "vom Kreml finanzierte Russland heute" oder eine Version davon bezeichnet wird, wenn es in westlichen Medien beschrieben wird. Und das ist auch in Ordnung, denn es ist wahr, aber wenn nicht überall die gleichen Regeln gelten, ist die Verzerrung offensichtlich.
Der zweite Fall kommt mit freundlicher Genehmigung von "der von Rupert Murdoch kontrollierten Times of London". (Sehen Sie, was ich hier gerade mache?) Diese Woche behauptete die Times, dass etwa 75.000 Russen allein in London Kreml-Informanten seien. Alles auf der Grundlage einer "Untersuchung" der Henry Jackson Society (HJS), einer neokonservativen Druckgruppe, die erfolgreich eine Übernahme der einst ehrwürdigen Zeitung durchgeführt zu haben scheint. So ist beispielsweise einer der leitenden Autoren ein Gründungsunterzeichner der Gesellschaft.
Wie auch immer, HJS kam zu dem Schluss, anscheinend basierend auf nur 16 Interviews mit ungenannten Quellen, dass "zwischen einem Viertel und der Hälfte der russischen Expats Informanten sind oder waren". Und die Times verteilte die Botschaft weiter. Allerdings "erhellte" sie den Beitrag mit einem Kommentar eines anonymen "Dissidenten", laut dem es in Wirklichkeit "etwa die Hälfte sind". Also nur 32.500 seltsame "Agenten" in London. Was, wenn es wahr wäre, bedeuten würde, dass die Wände der russischen Botschaft aus Gummi bestehen müssten, um die Menge an Betreuern aufzunehmen, die erforderlich ist, um ihre Informationsquellen im Auge zu behalten.
Es ist kaum ein Geheimnis, dass die Standards bei der Times niedrig sind. Schließlich wird der wichtigste Kolumnist für Außenpolitik, Edward Lucas, buchstäblich von US-Waffenherstellern finanziert. Nein, das ist kein Witz. Lucas ist als Lobbyist bei CEPA beschäftigt, einer in Washington und Warschau ansässigen Organisation, die die Agenda der Waffenhersteller in Mittel- und Osteuropa fördert. Nämlich solche wie Raytheon, Lockheed Martin, FireEye und Bell Helicopters.
Natürlich macht die Times diesen Interessenkonflikt für ihre Leser nicht deutlich. Ein weiteres Beispiel dafür, wie der Think-Tank-Schwanz mit dem Mainstream-Medienhund heutzutage wackelt.
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